Bericht: Probefahrt „Sion“ von Sono Motors

September 2017, Stuttgart. Seit einiger Zeit wird unter den Elektroautofahrern fleißig über den „Sion“ von Sono Motors diskutiert. Besonderes Kennzeichen: Das Fahrzeug soll mit Solarzellen ausgerüstet werden, die den Fahrakku speisen.

Bereits in den 1980er Jahren hatten Elektroautofahrer damit experimentiert, sich Solarmodule auf Elektrofahrzeuge zu montieren. Die Erfahrung war, daß die dadurch geernteten Kilometer nur gering an Zahl waren. Lohnenswert schien es vor allem dann zu sein, wenn Fahrzeuge lange Standzeiten haben (gegen die Selbstentladung der Batterien) oder hauptsächlich auf Ultrakurzstrecken unterwegs sind. Oder wenn im Einzelfall für eine regelmäßig gefahrene Strecke gelegentlich der letzte Kilometer knapp wird und andere technische Lösungen nicht in Frage kommen.

Entsprechend wurden in kommerziellen Fahrzeugen bislang Solarzellen auch nur zur Gewinnung von Strom für Nebenaggregate, z.B. zur Kühlung des Fahrzeuginnenraumes eingesetzt. Hiervon hebt sich nun das Startup Sono Motors ab. Ob dies erfolgversprechend, von relevantem Nutzen und im angekündigten Gesamtpaket überhaupt wirtschaftlich umsetzbar sein kann, ist Gegenstand vieler Diskussionen in den Elektrofahrzeug-Foren. Es wäre schließlich das erste kommerzielle Fahrzeug, das die Bezeichnung „Solarmobil“ geradezu wörtlich umsetzt.

Ein Arbeitskollege, der schon seit einiger Zeit mit großer Zufriedenheit Elektro-Roller fährt, hat im September nun den Stier bei den Hörnern gepackt und an einer Probefahrt eines „Sion“ teilgenommen. Wir geben nachfolgen seinen persönlichen Eindruck wieder, der nicht mit der Meinung des Solarmobil Karlsruhe e.V. übereinstimmen muß. Auf die bereits allgemein bekannten technischen Eckdaten und Ausstattungsdetails wird nicht nochmals ausdrücklich eingegangen, diese können z.B. der Homepage des Herstellers entnommen werden. Vielen Dank an O.W. für den Bericht!

„Die Anfahrt zum Treffpunkt war kein Problem; obwohl Stuttgart angegeben war, fand die Probefahrt ein gutes Stück außerhalb auf einem Parkplatz statt. Dieser war wie erwartet an einem Sonntag ziemlich leer.

Die Sions, einer schwarz, einer weiß, stachen hier natürlich sofort heraus. Ebenso die zwei Tesla Model X, mit denen die beiden Sions auf Anhängern transportiert werden.

An einem Stand wurden nochmals die Mobilitätskonzepte vorgestellt (Powersharing, Ridesharing und Carsharing). Fünf Mitarbeiter von Sono Motors waren vor Ort, um Fragen zu beantworten und als Beifahrer bei Probefahrten. Jeder, der sich für die Probefahrt angemeldet hatte, bekam ein schwarzes Armband, mittig mit Firmenlogo und „Sono Motors“ weiß bestickt. Obwohl jeder nur fünf Minuten Fahrzeit hatte, sind sehr viele noch länger geblieben, um alles genau anzuschauen. Schätzungsweise waren immer ca. 40 Besucher am Stand.

Zum Fahrzeug selbst:

Der Kofferraum ist wie angekündigt riesengroß. Rücksitze sowie den Beifahrersitz kann man einzeln umklappen, vom Kofferraumdeckel bis zum Beifahrer sind es 2,60m.

Die Sitze der präsentierten Fahrzeuge waren noch keine Seriensitze und daher noch sehr weich. Die hintere Sitzreihe hatte noch nicht die richtige Höhe, dadurch sind die Knie in einem Winkel kleiner 90° angewinkelt. Platz nach oben hatte man allerdings massig, so dass eine Anpassung bis zum Serienfahrzeug kein Problem darstellen dürfte.

Die Solarzellen stechen beim weißen Modell deutlicher heraus, sind aber beim schwarzen Modell auch noch gut sichtbar. Sie lassen sich im Fall eines Defekts einzeln austauschen.

Mitarbeiter haben auch noch erklärt, dass entweder an Parksensoren für hinten oder an eine Rückfahrkamera gedacht wird. Bis jetzt sieht es so aus, als könnte die Rückfahrkamera das Rennen machen, da ein Bildschirm ohnehin eingebaut wird und solche Kameras in großen Stückzahlen nicht mehr als ca. 50Euro kosten.

Ein Alcantara-Dach ist schon integriert, in wieweit weitere Naturfasern im Innenraum einziehen werden ist noch offen - mit Sicherheit auch eine Preisfrage.

Für das Laden stehen ein Typ2-Stecker und ein CCS-Stecker zu Verfügung. Beim CCS-Stecker wird noch erprobt, eine Leistung von 80kW zu erreichen, aktuell sind es 50kW. Für das bidirektionale Laden stehen Schuko sowie Typ2 zu Verfügung, auch hier versucht man noch, von 6,6kW auf 11kW zu kommen.

Die vorderen Scheinwerfer stehen einzeln heraus; dies erspart Scheibenwischer und ist, da diese leicht zueinander versetzt sind, auch ein sehr schönes Designelement.

Das Moos im Lüftungssystem macht einen sehr guten Eindruck und sorgt für weniger Feinstaub und auch für eine gleichmäßige Feuchtigkeit im Wagen. Durch die LED-Beleuchtung entsteht auch eine sehr angenehme Atmosphäre. Die beiden Bildschirme machen schon einen sehr guten Eindruck. Ebenso die ersten Tests mit der App; sowohl das Heizen als auch das Kühlen des Wagens sowie der Batterie soll über diese App geregelt werden. Knöpfe soll es keine mehr geben.

Der Sion vermittelte auf den ersten Runden der Probefahrt ein sehr gutes Fahrgefühl. Er beschleunigt sehr satt und rekuperiert sehr stark, sogar bis zum Stillstand. Der Schwerpunkt war wie zu erwarten sehr gut durch die verbaute 35kWh - Batterie. Die Rekuperation soll auch so bleiben, ebenso der Schwerpunkt. Am Motor hingegen soll es noch leichte Änderungen geben.

Fazit:

Am Ende bin ich in meiner Meinung bestärkt, dass das Projekt Sion ein Erfolg wird. Es bleibt abzuwarten ob die vielen Neuerungen sich durchsetzen und so funktionieren wie man es erwartet. Das Auto sieht in Echt viel schöner aus als auf den in der Presse veröffentlichten Bildern, vor allem das Heck. Ich kann jeden nur ermutigen, eine Probefahrt zu buchen und das Projekt zu unterstützen.“

Bericht: O.W., 11.09.2017.
Eingestellt von D.H., 08.10.2017.